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Theater AG der FOS für Gestaltung und Sozialwesen, München: „Richard der III“
22.05.1998 um 20:00
FreeFrei nach W. Shakespeare. Regie: Louis von der Borch
Die Tragödie von Shakespeare zeigt den Untergang des Hause York. Das Königsgeschlecht stirbt aus, weil einer der ihren, der mißgestaltete Richard Gloster in zynischem Machthunger seine Familie und den halben Adel Englands ausrottet. Das Stück endet mit dem Sieg des jungen Tudor-Prinzen Heinrichs, dem späteren König Heinrich dem VII. Shakespeare schmeichelt mit dieser Wendung der Königen seiner Zeit, Elisabeth I., die auch aus dem Geschlecht der Tudors stammte.
Uns interessiert dieses Stück, weil Richard so unendlich böse ist. Er verstellt sich nicht, sagt jedem ins Gesicht, daß er seinen Tod plane. Wir glauben, daß Kälte, Zynismus und Verbrechen heute Bestandteil des öffentlichen Lebens geworden sind, ohne daß die gerechte Strafe am Ende unumgänglich ist. Wir stehen erschrocken, aber auch geblendet vor Richards verbrecherischen Konsequenz.
Am Ende des Dramas steht Richard bei uns nicht nur als Sieger da, er wird auch von seiner Mißbildung befreit und schön. Der Zuschauer muß sich fragen, ob er dem Ekel nicht heimlich Sympathie zollt. Wir stellen die Frage nach der Moral nicht, sondern überlassen es jedem einzelnen, wie er sich zu Richard stellt.
Die von uns erstellte Fassung mischt orginale Shakespeare-Texte (in der Übersetzung von Erich Fried) mit eigenen Dialogen. Wir haben die Handlung vereinfacht. Wir wollen den Terror, aber auch die drastische Komik der Vorlage sichtbar machen. Das Stück bleibt in der englischen Renaissance, die aufwendigen Kostüme (Fr. Tütting) orientiert sich an Gemälden von Holbein. Eine eigens komponierte Bühnenmusik wird das grauenhafte Geschehen steigern.
Viele der Schauspieler treten zum zweitenmal in Kaiserhammer auf. Mit „Krach in Chioggia“ von Goldoni hatten die Truppe ’97 einen schönen Erfolg. Diesmal zeigen sie sich als Englischer Hochadel, als Könige und Prinzen, als Bischof und gedungene Mörder. Als Richard gibt der finstere Zoran Kovacevic sein Debüt. RICHARD III verspricht eine wüste Komödie zu werden, die das tragische und unheimliche Geschehen mit einem teuflischen Lachen kommentiert.
Text: Louis von der Borch, Regisseur